Fischernetze für Madagaskar – Dorf Nosiala
Von Nasrin Siege, Addis Abeba, Äthiopien
Seit Mai 2010 unterstützt Hilfe für Afrika e.V. das besonders arme Dorf Nosiala nahe der Hafenstadt Manakara, im Südosten Madagaskars, mit neuen Fischernetzen. Diese Gegend wird häufig von Zyklonen heim gesucht und die Menschen geraten immer wieder in Not. So auch Anfang dieses Jahres, als uns der Spendenaufruf von Journalist Klaus Heimer erreichte, der den Menschen dieses Dorfes mit dem Kauf neuer Fischernetze helfen wollte. Mit einer Spende von 730 Euro hat Hilfe für Afrika e.V. den Kauf von 50 Netzen für Männer und 40 kleineren speziell für Frauen finanziert.
Mehr Informationen zu diesem schönen Projekt finden Sie im Artikel von Klaus Heimer, den wir Ihnen direkt auf diese Seite gestellt haben und schauen Sie sich auch die Fotos an, auf denen Sie die Freude der Menschen über die neuen Fischernetze entdecken können.
Klaus Heimer lebt seit über zehn Jahren in Madagaskar. Er ist Journalist, Buchautor, Fotograf und organisiert unter anderem Fotoreisen und Eisenbahntouren auf der tropischen Insel.
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Artikel:
Von Klaus Heimer, Antananarivo
Erschienen in madagaskar news montag, 23.8.10
Fischernetze aus Giessen sollen Lebenssituation verbessern helfen
Spende des Vereins „Hilfe für Afrika“ löst viel Freude in dem von der Welt nahezu abgeschiedenen Ort Nosiala auf Madagaskar aus.
Giessen – Seit 1996 setzt sich der von der damals in Tansania lebenden Kinder- und Jugendbuchautorin und Psychologin Nasrin Siege mit Freunden ins Leben gerufene Giessener Verein „Hilfe für Afrika“ für zahlreiche Kleinprojekte auf dem so genannten „schwarzen Kontinent“ ein. Überall, wo Nasrin Siege mit ihrem für die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) tätigen Ehemann Ludwig wohnt, sucht sie Kontakt zu Hilfsorganisationen oder initiiert eigene Aktivitäten. Armutsbekämpfung steht seit Anbeginn im Blickpunkt des ehrenamtlichen Einsatzes.
So auch in Tansania, Sambia, Äthiopien und Madagaskar, wo von 2005 bis heute eine Bibliothek und ein Computer-Trainings-Programm für Jugendliche in einem besonders armen Viertel der Hauptstadt Antananarivo gefördert wird und Nasrin Siege 2006 mit jungen Leuten ein Buch in deutscher und madagassischer Sprache über deren Alltag und Lebenssituation herausgebracht hat. Spontan entschloss sich der Vorstand, dem auch Jan Kuhl aus dem Holzweg in Giessen angehört, jetzt ein besonders armes Dorf im von Zyklonen heftig gebeutelten Südosten der Tropeninsel mit neuen Fischernetzen auszustatten. Dank einer Spende von 730 Euro aus Giessen konnten in der Hafenstadt Manakara gerade 50 Netze für Männer und 40 für Frauen erworben werden. Als Eigenleistung übernahmen die künftigen Besitzer in Nosiala das Säumen der Ränder der Netze. Die Frauen ziehen diese im Flachwasser knapp über dem Grund und an den Uferrändern des Pangalanes-Kanal entlang und erhoffen sich kleine Fische oder Shrimps. Die Männer gehen im Kanal, aber auch im nahen Indischen Ozean auf Fischfang, keine ungefährliche Angelegenheit von den kleinen und angesichts der hohen Wellen zerbrechlich wirkenden Holzeinbäumen aus.
Im Zuge eines humanitären Pilotprojektes „Katastrophenschutzvorsorge“ des deutschen Auswärtigen Amtes erfolgte die Abwicklung der Übergabe. Auch Regenschauer konnten die Dorfbewohner nicht abhalten, die Gäste herzlich zu empfangen. Vorbei an mehreren ehemaligen Hütten, die gerade bei einem Brand zerstört wurden, ging es zum Dorfplatz von Nosiala. Kälte und Nässe fordern hier ihren Tribut bei den Menschen in dem abgeschiedenen Ort ohne hygienischen sanitären Anlagen oder medizinischen Einrichtungen. Seit dem von Teilen des Militärs unterstützten Putsch durch einen Ex-DJ am 17. März vergangenen Jahres hat sich die Situation insbesondere der Landbevölkerung dramatisch verschlechtert. Die neuen Machthaber plündern die Kassen, Korruption und Kriminalität sind sprunghaft angestiegen. Ein Ende des Politchaos ist auch nach 17 Monaten immer noch nicht in Sicht.
Der Grossteil der Bewohner wird in den Wintermonaten von Hustenkrämpfen geschüttelt, ein Gang zum Doktor erfordert einen Tagesmarsch. Geld für Medizin hat niemand hier. Der Bürgermeister, ein trinksüchtiger und korrupter Zeitgenosse, kümmert sich nicht um das Schicksal der Bewohner. Der stellvertretende Distriktchef Bernard Vincent Rakotovao betreut die Abwicklung der Hilfsaktionen für dieses Gebiet und hat auch den Kauf der Netze abgewickelt, ohne sich selbst daran zu bereichern.
Insbesondere die Frauen konnten es kaum abwarten und hüpften nach der Verteilung sofort in den Süsswasserkanal, um die neuen Netze zu testen, die die bisherigen wie Flickenteppiche wirkenden ausgedienten Fangtücher ersetzen.
Mit übergeben wurden auch die ersten umweltfreundlichen Solarkocherboxen der Schweizer Organisation ADES, die den Verbrauch von Brennholz und Kohle reduzieren sollen. Ein lokaler Mitarbeiter wurde in der Handhabung geschult und gibt sein Wissen an die Einwohner weiter. Außerhalb der Regenzeit ist in dieser Region Sonne im Überfluss vorhanden, deren Kraft ausreicht die täglichen Reisportionen zu erhitzen. Mit 132 Kilogramm Pro-Kopf-Verbrauch sind die Madagassen übrigens die Weltmeister im Reisessen. In der Entwicklung ist derzeit eine weitere Solarbox, mit deren Hilfe Fische getrocknet und somit haltbar gemacht werden können.