Tagesheim für Waisen- und Strassenkinder in Addis Ababa

Das erste Projekt in Äthiopien, das „Hilfe für Afrika e.V.“ in Äthiopien unterstützte, ist das Projekt „Let me be a child“. Das Projekt bietet benachteiligten Kindern eines Armenviertels in Addis Abba, mit zwei sogenannten Tageshäusern, Ganztagsbetreuung. Der Verein „Let me be a child e.V.“ wurde 2004 von Etagegne Girma-Bierig, Marius Bierig und einer Gruppe von Freunden aus Deutschland und Äthiopien gegründet. Kurz darauf startete der Verein mit seiner Arbeit in einem Privathaus in Addis Ababa. Die erste Gruppe bestand aus 15 Kindern. Inzwischen ist die Gruppe in Addis auf 40 Kinder angewachsen und Kinder und Mitarbeiter sind in ein größeres Haus, das aus Spenden aus Deutschland finanziert wurde, umgezogen.

In den Tageshäusern erhalten vernachlässigte oder sehr arme Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren eine Ganztagsbetreuung, neben regelmäßigen Mahlzeiten erhalten sie medizinische Hilfe, Kleidung, psychologische Betreuung und Hilfe bei den Hausaufgaben. Nachts gehen die Kinder wieder zu ihren Familien um dort zu übernachten. Die Projektmitarbeiter besuchen regelmäßig diese Familien und überprüfen damit die adäquate Unterbringung der Kinder.

Die Unterstützung durch Hilfe für Afrika e.V.

Bevor die Kooperation 2008 begann hatten Nasrin Siege und Etagegne Girma-Bierig bereits voneinander gehört, sich jedoch nicht persönlich getroffen. Im April 2008 lud Etagegne Nasrin ein das Projekt zu besuchen. Seit dieser Zeit besteht ein guter Kontakt zwischen den beiden und Hilfe für Afrika e.V. hat das Projekt bereits in unterschiedlichen Bereichen unterstützt.

Seit 2015 finanziert HfA das Gehalt einer Sozialarbeiterin, die die Kinder des Projekts professionell, sozialpädagogisch betreut. Auch an der Finanzierung der Aus- und Weiterbildung der MitarbeiterInnen von LmbaC ist HfA beteiligt. So finanziert HfA seit dem Koordinator des Projekts ein Master-Programm im Bereich NGO Management.

Von 2008 bis 2011 finanzierte HfA zudem eine Schneiderin im Projekt, die nicht nur die Schuluniformen der Kinder nähte, ihre Kleidung reparierte, sondern auch interessierten Kindern das Nähen beibrachte.

Seit 2010 finanziert Hilfe für Afrika e.V. die Bücherei der Insel. Seit 2012 unterstützt Hilfe für Afrika e.V. die Finanzierung des Märchenerzählers Ato Zenemarkos, der einmal in der Woche den Kindern der Insel Geschichten erzählt und Interessierten die alte Sprache Geez beibringt.

Artikel: Die eigenen Geschichten der Kinder
von Nasrin Siege

Mit dem Englisch-Unterricht mit einer Gruppe von ca 14 bis 17 der älteren Kinder fing es an: Ich hatte mir von Tapori, der Kinder-Organisation von ATD Vierte Welt mehrere Minibücher schicken lassen, die ich für den Unterricht verwenden wollte. In diesen Büchern werden auf wenigen Seiten, gut lesbar und mit Zeichnungen illustriert, Geschichten erzählt, die von Kindern handeln, die so wie die Kinder der „Insel“ in Addis, aus armen und schwierigen Verhältnissen kommen bzw. in ihnen leben. Dieser Englisch-Unterricht hat sehr vieles frei gesetzt. Neben dem Erlernen der Sprache

  • diskutierten die Kinder, mit Hilfe der Geschichten, über die Probleme der Kinder in den Geschichten
  • sprachen die Kinder über sich
  • bekam jedes Kind ein eigenes persönliches Exemplar von dem jeweiligen Minibuch, das sie mit ihrem Namen versehen konnten und sie konnten die Illustrationen darin anmalen
  • erweiterten die Kinder ihr Wissen über andere Länder

Da ich kein Amharisch spreche, standen mir die Mitarbeiter des Projekts abwechselnd zur Seite: Yeneheh, Eyoub und Habtamu.

Diese Englischstunden fanden von 2008 bis 2011 einmal in der Woche in der „Insel“ statt. Die hoch motivierten Kinder lernten von Woche zu Woche neue Worte.

Dieser Unterricht hat wiederum neue Ideen und Projekte geschaffen:

  • Durch den Kontakt mit Tapori haben die Kinder Briefe und Zeichnungen an Kinder anderer Projekte verfasst und sie haben Briefe von Kindern aus anderen Ländern erhalten
  • Die Kinder haben zum 17. Oktober 2009, dem Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut sog. Dazibaos gemalt und beschriftet, die Tapori online ausgestellt hat
  • Die Kinder tauschen sich auf Englisch mit Emails und Briefen mit Schulklassen in Deutschland aus
  • Die Kinder haben zwei eigene Geschichten geschrieben, die aus einer Mischung aus Erzählen und Theater entstanden sind. Die Geschichte “Tariku” ist in Französisch übersetzt, im französischen Tapori Newsletter erschienen und in der englischen Originalfassung auf der Tapori Website zu sehen

Neben der Arbeit mit den älteren Kindern des Projekts, habe ich versucht, nach dem Vorbild der Straßenbücherei, die ich in Madagaskar kennen gelernt hatte, für die Kleinen eine Buch- und Malstunde einzurichten. Denn auch in Äthiopien gibt es nicht sehr viel Auswahl an Kinderbüchern. Ich habe alle Bücher in Amharisch, die ich finden konnte, für die Bücherei gekauft. Bei den anderssprachigen Büchern habe ich nach möglichst textfreien Bilderbüchern geschaut. Einige Bücher habe ich in meinen eigenen Regalen gefunden. Andere bekam ich von Freunden in Addis, Deutschland und Verlagen gespendet. Ein großer Renner bei den Kleinen sind Malbücher!

Seit Januar 2012 und im Rahmen einer Schreibwerkstatt arbeitete eine Gruppe der Kinder an ihren eigenen Geschichten und Gedichten, die inzwischen fertig sind und zum 10-jährigen Jubiläum von „Let me be a child“ veröffentlicht wurden!