Das Computer-Training-und Reintegrations-Programm für extrem arme Jugendliche in Madagaskar – update 12/2009

Hilfe für Afrika e.V. unterstützt weiterhin das Computer-Trainings-Programm in Antananarivo UND Finanziert einen Dokumentarfilm über das Computer-Trainings-Programm in Antananarivo.

Im November 2009 haben wir von Lucas Rodwell einen neuen Antrag zur Unterstützung des Computer-Trainings-Programms von armen Jugendlichen in Antananarivo, den Antrag zur Finanzierung eines Dokumentarfilms über das Projekt mit den Jugendlichen (Lucas Rodwell: «We would like to do a film about all our experiences) und die neuesten Nachrichten aus dem Projekt erhalten:

Lucas schreibt: Einige der Jugendlichen aus der ersten Computer-Gruppe haben inzwischen eine Arbeit gefunden. Andere haben Arbeiterfahrungen bei UNICEF machen können und haben damit bessere Aussichten auf einen Job bekommen. «The first group are fairly dependent on us (perhaps like the first child !), and were also victims of the political crisis … «  – und die Teilnehmer dieser Gruppe brauchen somit Unterstützung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz. «Thanks to Help for Afrika the first group were also able to do an intensive French course at the Alliance Française.»
Die Teilnehmer der zweiten Computer-Trainings-Gruppe haben alle ein Zertifikat in Office-Anwendungen erhalten und sie haben Arbeitserfahrungen in verschiedenen Firmen machen können, die einige von ihnen nach den Praktika übernommen haben.

Die dritte Gruppe ist gerade dabei Praktikas in verschiedenen Firmen zu machen.

Wir von Hilfe für Afrika e.V. freuen uns, dass wir dieses wirklich schöne Projekt, mit Hilfe Ihrer Spenden weiterhin unterstützen können.

Der Dankesbrief von Lucas Rodwell (vom 9.12.2009):

For the attention of : Hilfe fuer Afrika e.V.

Dear Sir / Madam
On behalf of ATD Fourth World Madagascar, and above all the young people from poor neighbourhoods, I would like to sincerely thank you for your kind donation of 2000 euros to our project. This will enable us to launch our film, which will enhance our chances of prolonging the project and its effect. We will now also be able to reinforce the autonomy of the young people with training in job hunting. As far as we know, this project is unique in that we continue to accompany the young people over the long term, not abandoning them until we are sure that they are out of the reaches of extreme poverty. Although this is costly, we believe this is efficient in breaking the vicious cycle. Many thanks of believing in us and supporting us.

Best wishes,
Lucas Rodwell
Computer Project Coordinator
ATD Fourth World Madagascar

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Aus der Presse hatten wir Anfang 2009 bereits von den politischen Unruhen auf der großen Insel erfahren. Es dauerte nicht lange und wir erfuhren von den Konsequenzen, die dieser Konflikt auf die mit Hilfe für Afrika befreundeten Menschen und ihre Projekte hat: Viele internationale Organisationen, wie die Weltbank, haben sich, aufgrund der politischen Unsicherheit, aus den Finanzierungsprogrammen heraus gezogen. Das heisst, dass viele Projekte plötzlich über kein Geld verfügen und so ihre begonenen Programme notgedrungen abbrechen müssen.

Als uns der Brief von Lucas Rodwell (Koordinator des Computer Projekts von ATD Vierte Welt) erreichte, in dem er uns von der aktuellen Notsituation berichtete (die bisherige Spender-Organisation hatte sich aus der Finanzierung zurück gezogen), erklärten wir uns von Hilfe für Afrika e.V. spontan bereit, das Programm finanziell zu unterstützen, damit es mit seiner Arbeit fort fahren kann.

Hintergrund-Information

Die armen Wohngegenden in Antantanarivo
In der Hauptstadt von Madagaskar gibt es einige tief-liegende, in der Regenzeit schnell überflutete Gebiete, in denen die ärmsten Menschen, seit mehreren Generationen, in ihren improvisierten Hütten und Wohnungen, dicht nebeneinander, in unerträglichen und unhygienischen Situationen, leben. Die ärmtsen Familien bauen ihre Hütten direkt neben den Müllhalden auf, in denen sie Tag und Nacht nach wieder verwendbaren Gegenständen suchen.
Die meisten Menschen haben keine feste Arbeit. Viele von ihnen sind Straßenverkäufer oder sie bieten, auf Bürgersteigen sitzend, ihre Waren an. Die Abwässer der Stadt fließen in offene Kanäle, die sich durch diese armen Wohngegenden schlängeln.

Nicht alle, doch einige junge Menschen, die in dieser Trostlosigkeit aufwachsen, werden kriminell. Viele Kinder verlassen im frühen Alter schon die Schule, um ihren Eltern bei der Ernährung der Familie zu helfen.

“There is an urgent need to give hope to the population, and in particular the young people who constitute the majority, that they will be able to get out of their difficult situations. We believe that one of the best ways to accomplish this is to provide training, as this is a way of breaking the cycle of poverty.” (Lucas Rodwell)

Die Geschichte des Projekts

Der Anfang des Projekts bestand, laut Lucas Rodwell, zu Beginn einfach aus Zuhören: Das ATD-Team hörte den jungen Leuten zu und erfuhr so von ihren Wünschen und Träumen. Ein wichtiger Wunsch war immer wieder, ein Teil der Gesellschaft sein zu wollen und nicht immerzu das Gefühl zu haben, von ihr ausgeschlossen zu sein.
In diesem Zusammenhang artikulierten die jungen Leute den Wunsch mehr über Computer zu erfahren und zu lernen am Computer zu arbeiten.

“I saw a computer for the first time … At the beginning I pressed and clicked anyhow to see what came up on the screen. My enthusiasm has never stopped growing as I have seen all the things that one can do with a computer. I was amazed that one can write with a computer, and not only with a pen.” (Zitat eines Jugendlichen)

Somit standen bald die Ziele des Projekts fest:

  • Die digitale Trennung zwischen Arm und Reich zu brechen, die zu einer immer stärkeren Ausgrenzung der Armen in sozialen, öknomischen und kulturellen Bereichen führt.
  • Sehr armen jungen Menschen ermöglichen das eigene Potential zu entwickeln, in dem man an ihrem Interesse an moderner Technology ansetzt.
  • Armen jungen Leuten eine Brücke anbieten, auf der sie eine berufliche Perspektive finden oder entwickeln können.

Mit einer Sachspende von Computern von APTICMAD (Association des partenaires TIC de Madagascar), und einer Partnerschaft mit Alcatel-Lucent (das freien Internet-Zugang versprach) began das Projekt mit 20 jungen Leuten, 16 bis 20 Jahre alt.

“We realised that even young people with only one or two years of schooling were able to learn the computer, and at the same time it re-motivated them to continuing improving their ability in Malagasy and in French.” (Lucas Rodwell).

Probleme, die das Projekt lösen musste … :

Mit dem guten Willen und den Sachspenden war das Projekt noch nicht getan. Die jungen Leute mussten sich, aufgrund der Instabilität in ihrem Leben, besonders anstrengen, um an dem Kurs teilnehmen zu können:

“Many of us do not eat at midday before entering class. Our parents find money too late in the day, and it’s too late, we are afraid of being late for class. Even if we are really ill, with stomach ache, or tooth ache, or head ache, we always come, because we want to succeed.”

So war es für viele von ihnen, die arbeiten mussten, sei es in der Müllhalde, als Autobewacher oder als Lastenträger, eine Enttäuschung fest stellen zu müssen, dass sie nicht einfach so an dem Kurs teil nehmen konnten. Denn sie mussten ja was zu essen haben.

Das bewog das ATD, den Teilnehmern ein kleines Stipendium zu geben, das ihnen ermöglichte, an den Klassen teil zu nehmen.

“At the beginning of our training, we continued to search the rubbish dumps during the night, and we no longer had time to sleep because early in the morning we had to sell what we had found. We were really very tired, but we had to finish we had started. We were given a grant so that we would be less tired. Since then, we alternate one night of sleep, and one night of work.”

Als das Projekt mit dem Internet verbunden wurde, wuchs die Motivation der jungen Leute immens. Im Juli 2007 erklärte die Weltbank sich bereit, eine Studie zu diesem Pilot-Projekt zu finanzieren.

Die Telefongesellschaft in Madagaskar bot der ersten Gruppe im März-April 2008 ein Praktikum von einer Woche an, in der jeder Student die Möglichkeit hatte, sich als Daten-Operator zu erleben.

 The aim of work experience is to get to know the world of work. I discovered many aspects of professional life. My friends and I were able to complete, in accordance with the rules, all the tasks that we were given us.” (Einer der Jugendlichen)

Nach dem Erfolg der ersten Gruppe von 20 Jugendlichen, startete eine zweite Gruppe Anfang 2008 mit dem Training.

Das Projekt hat gezeigt, dass die jungen Leute sehr motiviert sind und somit in der Lage, neue Inhalte, trotz der mangelnden vorherigen Ausbildung, zu erlernen. Das ATD-Team nahm nach diesen ersten Erfolgen Kontakte zu Partnern in der Gesellschaft auf, die den jungen Leuten bei ihrer Reintergration helfen sollten. Einige Betriebe und Trainings-Zentren meldeten sich und boten dem Projekt eine Zusammenarbeit an. Ende 2008 bekamen die Absolventen der ersten Guppe offizielle Qualifizierungs-Dokumente in Daten-und Compter-Technologie und Computer-Wartung.

Durch die politischen Unruhen Anfang 2009 sind die verschiedenen Programme von ATD Vierte Welt in Madagaskar in Not geraten. Wir können nicht alle Projekte finanziell unterstützen. Dazu fehlen uns einfach und leiderdie Mittel.

Wir von Hilfe für Afrika e.V. sind dennoch froh, dass wir durch die Hilfe unserer Spender in der Lage sind, das Computer-Trainings-Programm des ATD Vierte Welt in dieser aktuellen Notsituation zu finanzieren.

Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, dass es uns weiterhin möglich sein wird, Projekte wie diese, die dazu da sind, den Kreislauf der Armut zu brechen, zu unterstützen.