Am 16. Juni 2020, dem internationalen Tag des afrikanischen Kindes, hat Nasrin Siege – Gründerin und Vorsitzende von Hilfe für Afrika e.V. – die Geschichte „Ich will auch zur Schule gehen“ gelesen.

Hintergrund: Der Aufstand in Soweto hatte zahlreiche Todesopfer gefordert und führte zu lang andauernden, landesweiten Protestaktionen gegen die rassistische Bildungspolitik und das gesamte Apartheid-Regime des Landes. Auslöser des Aufstandes waren die Pläne des Bildungsministers, wonach Afrikaans, die Sprache der weißen burischen Herrschaftsschicht, als verbindliche Unterrichtssprache eingeführt werden sollte. Die schwarzen Schülerinnen und Schüler, die diese Sprache zum Teil kaum beherrschten, sahen sich dadurch ihrer Chancen im Bildungssystem beraubt. Sie formierten sich am 16. Juni 1976 zu einem Demonstrationszug mit etwa 15.000 Teilnehmern. Die Polizei schlug die Demonstration blutig nieder: Nach ihren Angaben starben bei den Auseinandersetzungen 575 Menschen, die Gegenseite spricht von weit höheren Opferzahlen. Zahlreiche Kinder und Jugendliche wurden inhaftiert. Durch Folter versuchte die Polizei, die Anführer des Aufstands herauszufinden. Die Unruhen griffen auf andere Townships über und dauerten bis 1978 an. Darüber hinaus kam es zu Streiks und zu internationalen Protesten.

Auf der Seite die-mainautoren beschreibt Nasrin Siege u.a. wie dieser Tag mit und von den Kindern des Dogodogo Straßenkinderprojekts gefeiert wurde:

Das war immer ein besonderer Tag für unser Straßenkinderprojekt in Dar-es-Salaam: Der 16. Juni – der internationale Tag des afrikanischen Kindes! Rund um diesen Tag unternahmen wir mit den Kindern Aktionen, die Spaß machten und gleichzeitig an die Kinder Sowetos und dem Beginn ihres Aufstands (1976) gegen die rassistische Bildungspolitik des Apartheidregimes Südafrikas erinnerten. Damals hatten wir die von einigen Jungen gegründete Green Band, mit der sie eigene Lieder und Musik vorführten. Wochen vor dem 16. Juni trafen sich die Jungen, verfassten neue Lieder, übten das Singen und das Spielen auf ihren Instrumenten. Der Gedenktag war immer ein Freudentag für sie, die selbst aus problematischen Verhältnissen stammten; Hunger, Gewalt und Ausgrenzung erlebt hatten, aus dem Bildungssystem hinausgeschleudert worden waren und nun im Straßenkinderprojekt eine ganzheitliche Hilfe fanden. UNICEF unterstützte uns an diesem Tag mit Getränken, Lebensmittel und anderen Geschenken, die einen Bezug zu diesem Tag hatten. Ich sehe heute noch die strahlenden Gesichter der Jungen in ihren neuen weißen T-Shirts mit der Aufschrift „Day of The African Child“. Lasst auch uns dem internationalen Tag des afrikanischen Kindes gedenken. Den Kindern Sowetos, die für ihr Recht auf Bildung und gegen den Terror der Apartheid auf die Straße gingen, aber auch den Kindern Afrikas, denen bis heute das Recht auf Bildung verwehrt wird. „Ich will auch zur Schule gehen“, war ein häufiger Satz von den Straßenkindern des Projekts. Für uns, die Mitarbeiter, war das die Aufforderung, ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen.

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