Together! – Wie geht es den blinden und sehbehinderten Frauen, Männern und Kindern des Projekts während der COVID-19 Pandemie?

Ein Bericht

Together! ist eine äthiopische NRO, die mit einem ganzheitlichen Programm sozial schwachen blinden und sehbehinderten Menschen hilft, langfristig auf eigenen Füßen zu stehen. Die meisten von ihnen sind aus dem Bildungssystem gefallen, viele sind nicht oder nur wenige Jahre zur Schule gegangen, kaum einer von ihnen hat eine Ausbildung erhalten. Blinde und auch Menschen mit anderen Behinderungen, die zudem noch arm sind, trifft die Corona-Pandemie in Äthiopien besonders hart. Ohne jedwede Unterstützung ernähren sie sich von Tag zu Tag durch Gelegenheitsjobs oder durch Betteln auf der Straße. Sie leben von der Hand in den Mund, sind unterernährt und in ständiger Gefahr krank zu werden. Sie haben keinen leichten Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung, Hygieneartikeln und den nötigen Informationen darüber wie sie sich, in diesem Fall, vor Corona schützen sollten. Und selbst, wenn sie die Informationen hätten, bleiben sie weiterhin gefährdet. Die Corona-Pandemie bedroht sie mehr als alle anderen, denn zu wissen, dass häufiges Händewaschen mit Seife vor Corona schützt hilft nur, wenn man sauberes Wasser und Seife hat.

Berhanu Belay (Direktor von Together!) sagt, dass das Programm von Together! seit Ausbruch der Pandemie nicht mehr voll und ganz durchgeführt werden kann.
Bis auf die Mitarbeiterin, die das Haus bewacht, arbeiten alle anderen vorwiegend im Home Office. Da das nur beschränkt möglich ist, kommen sie, unter Beachtung der Kontaktbeschränkungen, an festgesetzten Tagen ins Together-Zentrum. „Obwohl alle Angst vor Corona haben versuchen sie von hier aus die Arbeiten zu machen, die sie von Zuhause aus nicht machen können“, sagt Berhanu Belay. „Zum Glück haben wir unseren projekteigenen Wagen, mit dem wir sie abholen und wieder nach Hause bringen können. Die Ansteckungsgefahr in den lokalen Bussen wäre zu groß.“
Das Frauenhaus, das vor der Pandemie mit 6 bis 10 Frauen und deren Kindern bewohnt war, musste bis auf Weiteres schließen. Together! hatte gerade planmäßig die letzte Gruppe der Frauen und Kinder in das Outreach-Programm verlegt (nach einem Jahr müssen die Frauen das Frauenhaus verlassen und wohnen in angemieteten Wohnungen), als die Pandemie ausbrach. „Wir hatten begonnen die nächste Gruppe zusammenzustellen, als wir von den Sozialbüros der Regierung die Auflage bekamen, bis auf Weiteres keine neuen Frauen aufzunehmen. Allerdings durften wir kurze Zeit danach eine Frau und ihre zwei Kinder aufnehmen. Als Notfälle. Sie werden von uns so versorgt wie zuvor die großen Gruppen. Zwei Mitarbeiterinnen lösen sich im Monat in ihrer Betreuung ab.“
Mit der Pandemie musste auch das „Day-Care-Center“ (Kindertagesstätte) von Together! schließen. Hier wurden vor der Pandemie die Kinder des Frauenhauses und Kinder von anderen erblindeten Eltern tagsüber versorgt, während diese z.B. ein Ausbildungsprogramm durchliefen oder zur Arbeit gingen.
Da die Schulen, die Kindertagesstätten und alle Bildungseinrichtungen geschlossen sind, müssen die Familien und Einzelpersonen, die in den unterschiedlichen Programmen von Together integriert waren, mit ihren Kindern zu Hause bleiben. Das bedeutet, dass z.B. diejenigen, die gerade eine Ausbildung machten, diese nicht fortsetzen können…. „mit Ausnahme der Postgraduierten, die online weiterlernen können. Alle Schüler und Studenten, die wir unterstützen, müssen zu Hause bleiben. Für die unteren Klassenstufen gibt es Radio- und Fernsehübertragungen von Bildungskanälen. Diese können aber nur von denjenigen genutzt werden, die Zugang zu einem Radio oder Fernseher haben.“ (Awoke Dagnew, Mitarbeiter von Together!).

Zum Konzept des Projekts gehört auch die Reintegration bzw. Integration der von ihm Betreuten ins Berufsleben. Beruhigend ist, dass diejenigen, die vor dem Ausbruch der Pandemie einen Arbeitsplatz hatten, gesetzlich vor Entlassungen geschützt sind. „Doch diejenigen, die vor dem Ausbruch der Pandemie auf Arbeitssuche waren, wissen nicht weiter.“ (Awoke Dagnew).
„Wir von Together machen uns große Sorgen wegen den Gefahren, denen von Armut betroffene, blinde und sehbehinderte Menschen in den Armenvierteln während der Corona-Pandemie ausgesetzt sind.“ (Awoke Dagnew/Together). Erleichtert beschreibt Berhanu Belay die große Unterstützung des Projekts durch die Regierung, durch lokale und auch ausländische Hilfsorganisationen wie Hilfe für Afrika e.V. „So können wir unseren Schützlingen mit Lebensmitteln, Hygiene-Material und Geld in dieser schwierigen Zeit unter die Arme greifen.“

Doch nicht nur die eigenen Schützlinge werden von Together! unterstützt. Um der Verbreitung von COVID-19 vorzubeugen, sind Informationen darüber, wie man sich und andere vor der Ansteckung schützen kann, für alle wichtig. Mit der finanziellen und technischen Unterstützung von DATA4CHANGE informierte Together! mit einem Lautsprecher auf einem Wagen an drei Tagen die Bewohner mehrerer Stadtteile in Addis Abeba über COVID-19 und erreichte damit schätzungsweise 50.000 Einwohner. Gleichzeitig wurden Informationen zu COVID-19 auf Facebook gepostet und Beiträge im nationalen Rundfunk gesendet und waren somit Millionen Äthiopiern zugänglich.

 

„Wir hoffen, dass wir im Juli die nächste Gruppe Frauen in unserem Frauenhaus aufnehmen können“, so Berhanu Belay. „Wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind , vorausgesetzt, dass sich die Situation mit Corona soweit geändert hat, dass dies möglich ist.
„Bis dahin versuchen wir unsere Arbeit so gut wie möglich zu machen. Jeder im Team gibt sein Bestes.“ (Berhanu Belay).

 












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